1974 wurden die Jugendvertrauensräte in den Betrieben verankert. Jetzt plant die türkis-blaue Bundesregierung ihr Ende: Dafür soll das Wahlalter bei Betriebsratswahlen von 18 auf 16 Jahren gesenkt werden. Aber das ist in Wahrheit eine Farce.
Die Jugendvertrauensräte in den Betrieben sind der direkte Draht zwischen den Lehrlingen, dem Betriebsrat und der Geschäftsführung. Sie werden aus der Mitte der Lehrlinge gewählt und können – wie der Betriebsrat – in jedem Unternehmen mit mehr als fünf Lehrlingen alle zwei Jahre bestellt werden.
Sie sind zuständig für Beschäftigte zwischen 16 und 24 Jahren, arbeiten ehrenamtlich und bekommen lediglich Arbeitsfreistellungen für Sitzungen und Fortbildungen. Rund 100 Jugendvertrauensräte setzen sich so in Vorarlberg für die Arbeitsplatzqualität ihrer Kolleginnen und Kollegen ein.
Jetzt steht die Abschaffung der Jugendvertrauensräte unmittelbar bevor. Kanzler Kurz und Vizekanzler Strache haben das schon im Regierungsprogramm festgezurrt. Dort heißt es: „Das aktive Wahlalter bei Betriebsratswahlen wird von 18 auf 16 Jahre gesenkt (Harmonisierung mit „Wählen ab 16“) und ersetzt den Jugendvertrauensrat.“
Als „Zuckerl“ soll also das Wahlalter der Betriebsratswahl auf 16 gesenkt werden. Aber wem nützt das? „Die meisten Lehrberufe in Österreich haben eine dreijährige Lehrzeit“, betont AK-Präsident Hubert Hämmerle. Viele Lehrlinge werden also gar nicht mehr wählen, da sie vorher schon aus dem Betrieb ausscheiden. Und alle unter 16 – immerhin knapp ein Drittel aller Lehrlinge in Österreich – dürften gar nicht mehr wählen.
„In Wahrheit ist das nichts anderes als ein weiterer Versuch, die Arbeitervertretung zu schwächen.“ Dass ausgerechnet die jugendlichen Stimmen derart perfide ausgehebelt werden, findet AK-Präsident Hämmerle besonders drastisch und findet sich da mit Landeshauptmann Markus Wallner auf einer Linie, der die Jugendvertrauensräte in ihrer derzeitigen Form ebenfalls für unverzichtbar hält.